Feiern mit finnischem Flair
Ob Ostern, Mittsommer oder der 1. Mai … Finnen lieben es, ihre nationalen Feiertage zu begehen. Denn sie sind jederzeit für ein fröhliches Fest zu haben. Lies, was dich erwartet und wie du am Spaß teilhaben kannst.
Foto: Emilia Hoisko
Ob Ostern, Mittsommer oder der 1. Mai … Finnen lieben es, ihre nationalen Feiertage zu begehen. Denn sie sind jederzeit für ein fröhliches Fest zu haben. Lies, was dich erwartet und wie du am Spaß teilhaben kannst.
Während in vielen Teilen der Welt an diesem Tag die romantische Liebe gefeiert wird, interpretiert Finnland den 14. Februar etwas anders. Der Valentinstag wird hier Ystävänpäivä genannt, das bedeutet „Tag der Freunde“, und es werden alle einbezogen. Freunde, Familie, Nachbarschaft, Kolleginnen und Kollegen, aber natürlich auch die Liebsten, erhalten Karten, Blumen und Pralinen.
Der Fastensonntag, die finnische Variante von Fastnachtsdienstag, wird im Februar, sieben Wochen vor Ostern, an einem Dienstag gefeiert.
Zu Laskiainen wird traditionell Schlitten gefahren. In der Vergangenheit sagte der Volksglaube: Je weiter du mit dem Schlitten fährst, desto besser wird die Ernte. Aber auch das Essen von gehaltvollen Speisen, wie Erbsensuppe, Gebäck mit Marmeladenfüllung oder Marzipan, sollte angeblich dieselbe Wirkung haben. Heute wird das Karnevalsgebäck aber nur noch gegessen, weil es so lecker ist. Und Schlittenfahrten machen heute genauso viel Spaß wie früher.
Je näher das Osterfest rückt, desto mehr kleine Hexen und Zauberer füllen die Straßen. Die verkleideten Kinder werden jedoch sehr ernst genommen. Am Palmsonntag läuten die kleinen Hexen an den Türen und rufen einen speziellen Zauberspruch, der, als Gegenleistung für ein kleines Geschenk, Gesundheit garantiert. Diese Tradition geht auf die heidnische Zeit in Finnland und seine landwirtschaftlichen Wurzeln. Damals glaubte man, dass Hexen für das kommende Jahr eine gute Ernte herbeizaubern könnten. Heute freuen sich die verkleideten Kinder über kleine Geschenke, wie Süßigkeiten, Ostereier oder ein paar Münzen.
Zum traditionellen Osteressen gibt es Lammfleisch und finnischen Roggenpudding der hier Mämmi heißt. Mämmi sieht nicht besonders appetitlich aus, mit Sahne und Zucker lohnt es sich aber definitiv, ihn zu probieren! Viele Finnen unternehmen während der Osterfeiertage auch gern einen Skiurlaub, weil die Tage zu dieser Zeit schon lang und sonnig sind, es im Norden aber noch viel Schnee gibt.
Die größte Frühlingsparty ist Vappu, oder die Walpurgisnacht. Im ganzen Land kommen die Menschen aller Generationen am Vorabend des ersten Maitages zusammen und feiern ein Karneval-ähnliches Straßenfest. Studierende (aber auch Alumni) ziehen mit einer Parade durch die Stadt, bei der sie ihre Absolventenhüte tragen und den Beginn des Sommers feiern. Es gibt aber noch mehr als Luftballons, Konfetti und Champagner. Am 1. Mai werden sowohl der Maifeiertag als auch der Tag der Arbeit gefeiert, daher sind auf praktisch allen öffentlichen Plätzen der größten Städte Reden von Politikerinnen und Politikern zu hören.
Zu den gastronomischen Spezialitäten am Vappu zählen Tippaleipä, eine Art Spritzkuchen, und Munkki, ein Krapfen. Diese werden mit dem finnischen Honigwein Sima serviert, einfach köstlich! Die Feierlichkeiten beginnen schon am Vorabend des Maifeiertages und in der regel treffen sich die Leute zum Picknick in den Parks – ein großes Festmahl für alle!
Zu Mittsommer (oder „Juhannus“ auf Finnisch) ist Finnland praktisch geschlossen. Die meisten Finnen entspannen sich in Sommerhäusern, sitzen am Lagerfeuer, essen Würstchen, gehen in die Sauna oder baden im Meer oder in einem See – so feiern sie den längsten Tag des Jahres, an dem fast im gesamten Land die Sonne nicht untergeht.
Zur Feier des Tages hängen die Leute an beiden Seiten der Eingangstüren ihrer Hütten (oder an ihren Booten) Birkenzweige auf, um Besucher willkommen zu heißen. Mittsommer war ursprünglich ein heidnisches Fest, das Ukon Juhla, oder Ukko-Fest hieß, benannt nach Ukko, dem Hochgott der finnischen Mythologie. Juhannus wird an dem Samstag gefeiert, der zwischen den 20. und 26. Juni fällt.
Der finnische Unabhängigkeitstag wird am 6. Dezember gefeiert. Damit wird nicht nur das Datum gefeiert, an dem Finnland unabhängig wurde, sondern es wird auch an all jene gedacht, die im Winterkrieg und im Fortsetzungskrieg während des Zweiten Weltkriegs für ihr Land gefallen sind. Die Menschen treffen sich an diesem Feiertag in der Regel mit Familienangehörigen und Freunden zum Abendessen zu Hause oder in einem Restaurant. Die Ansprache des Präsidenten zum Unabhängigkeitstag live im Fernsehen anzuschauen (und seine Gäste kritisch zu beurteilen!) ist eine beliebte Tradition, es werden aber auch Fackelprozessionen oder Besuche von Soldatengräbern organisiert. Auf den Fensterbänken der Häuser werden Kerzen aufgestellt.
Historisch ist dies ein Feiertag der Schwedisch sprechenden Finnen und der Tag wird vor allem in Helsinki gefeiert. Jedes Jahr am 13. Dezember wird eine neue Heilige Lucia gekrönt und vom Dom am Senatsplatz zieht eine Parade durch die Stadt. Die Lucia der heutigen Zeit bringt Freude und Licht in die Dunkelheit, außerdem werden Spenden für verschiedene gemeinnützige Organisationen gesammelt. Das ursprüngliche Luciafest geht auf eine katholische Märtyrer-Legende aus dem frühen 4. Jahrhundert zurück.
Die finnischen Vorweihnachtspartys beginnen schon Anfang November und erhellen die dunkelste Jahreszeit mit Musik, Tanz, Weihnachtsbeleuchtung und dem traditionellen Glühwein Glögi. Oftmals taucht sogar der Weihnachtsmann schon bei Pikkujoulu-Partys auf!
Wie alle Finnen wissen, wohnt der Weihnachtsmann in Lappland, im Norden Finnlands. Dort packt er die Geschenke für die Kinder ein und beantwortet ihre Briefe mit Unterstützung seiner Elfen.
Die Finnen verbringen das Weihnachtsfest gern im Kreis ihrer Familie und bereiten ihr traditionelles Weihnachtsessen zu, meistens mit Steckrüben-, Karotten- und Kartoffelauflauf. Auch Lachs ist sehr beliebt und einige essen Truthahn oder Schweineschinken. Am Mittag des Heiligen Abends wird im Fernsehen und Radio direkt aus der „zweiten Hauptstadt“ Turku der „Weihnachtsfrieden“ ausgerufen. Diese traditionelle Botschaft gibt es schon seit 700 Jahren!
Und schließlich ist auch der weihnachtliche Saunabesuch für viele Finnen unverzichtbar, kombiniert mit einem Abstecher in die Kirche zum Weihnachtsliedersingen.
Am 5. Februar feiert Finnland seinen Nationaldichter Johan Ludvig Runeberg (1804–1877) mit der Runebergintorttu (Runeberg-Torte). Dies ist ein mit Marmelade bedeckter Muffin mit Mandeln und Rum oder Reisbranntwein. Da die Finnen aber alle ihre Dichter und Schriftsteller verehren, gibt es praktisch für jeden von ihnen einen eigenen Gedenktag. (Leider gibt es aber nicht für alle auch ein eigenes Gebäck!)
Die finnische Schriftstellerin und Sozialaktivistin Minna Canth war zum Beispiel die erste Frau, der ein eigener Gedenktag (19. März) gewidmet wurde. Elias Lönnrot, Autorin des finnischen Nationalepos Kalevala, wird offiziell am 9. April gefeiert. Der finnische Dichter und Journalist Eino Leino hat seinen Gedenktag am 6. Juli und Aleksis Kivi, einer der ersten Autoren von Prosa und Lyrik in finnischer Sprache, wird am 10. Oktober geehrt.